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Aufklärung

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"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit." (S. 9) So beantwortete der Philosoph Immanuel Kant (1724-1804) im Jahre 1783 die Frage, was Aufklärung sei. Heute gebrauchen wir das Wort als Sammelbegriff, der verschiedene philosophische und literarische Strömungen im Europa des 18. Jahrhunderts umfaßt, deren gemeinsamer Impuls die Emanzipation von der geistigen Vorherrschaft der Kirche ist (Säkularisierung). Da im Mittelpunkt des aufklärerischen Denkens der Mensch (und nicht länger Gott) steht, spricht man auch von einer anthropologischen Wende. Betont der Rationalismus (Leibniz /Wolff) die Möglichkeiten des Menschen, als Verstandeswesen die Welt zu erfassen, so stehen im Sensualismus die Sinne, im Empirismus die Erfahrung im Vordergrund. Alle Denkrichtungen sind gekennzeichnet durch den optimistischen Glauben an die Perfektibilität (fortschreitende, ja unendliche Vervollkommnungsfähigkeit) des Menschen.

Entscheidend für die literarische Entwicklung in Deutschland ist die Rezeption englischer Philosophie (Shaftesbury) und Literatur (Romane von Richardson, Fielding, Sterne) sowie französischer Theoriebildung (Batteux, Diderot) und Dichtung (Prévost, Rousseau). Betrachtet man die Literatur der deutschen Aufklärung, so steht der Gedanke der Belehrung des Lesers im Vordergrund. So etwa im Lehrgedicht der Frühaufklärung (Haller, Brockes), im Bildungsroman (Wieland, Gellert) und in den zunächst noch französisch-klassizistischen Dramen (Gottsched), die sich dann zum bürgerlichen Trauerspiel (Lessing) fortentwickeln. Unter den weit gefaßten Begriff der aufklärerischen Literatur fallen so verschiedene Tendenzen wie das Rokoko (Gessner), die Empfindsamkeit (Goethes Werther, Gellert) und der Sturm und Drang (Goethes Prometheus, Herder). Löst die Weimarer Klassik in Deutschland die Aufklärung im engeren Sinne in den achziger Jahren ab, so gibt es doch bis in die neunziger Jahre hinein eine sich vor allem mit der französischen Revolution auseinandersetzende Spätaufklärung (Forster).

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Quelle

  • Was ist Aufklärung? Kant, Erhard, Hamann, Herder, Lessing, Mendelssohn, Riem, Schiller, Wieland, hg. v. Ehrhard Bahr, Stuttgart 1996.

Sekundärliteratur

  • P.-A. Alt: Aufklärung, Stuttgart 1996.
  • R. Grimminger (Hg.): Deutsche Aufklärung bis zur Französischen Revolution 1680-1789 (=Hansers Sozialgeschichte der Literatur, Band 3 [2 Teilbände]), München 1980.
  • M. Hofmann: Aufklärung. Tendenzen – Autoren – Texte, Stuttgart 1999.