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* 02.07.1724, Quedlinburg
† 14.03.1803, Hamburg

Epiker und Lyriker

Klopstock ist einer der einflußreichsten und bedeutendsten deutschen Schriftsteller des 18. Jahrhunderts. 1724 als ältestes von siebzehn Kindern geboren, erwirbt der begabte Schüler auf einem Freiplatz im berühmten Internat Schulpforta eine gründliche humanistische Ausbildung. Ein Theologiestudium bricht er 1748, nach der Veröffentlichung der ersten drei Gesänge seines Messias, zugunsten einer Schriftstellerkarriere ab. Nachdem er sich zunächst zwei Jahre als Hofmeister verdingt, folgt er der Einladung des Schweizer Gelehrten Johann Jakob Bodmer nach Zürich, der ihm ein privates Stipendium zur Fertigstellung seines Werks anbietet. 1751 nimmt Klopstock eine Hofratsstelle in Kopenhagen an, die er wegen der großen persönlichen Freiräume zwanzig Jahre lang innehat. Erst 1770 geht Klopstock nach Hamburg und wird zum geistigen Mittelpunkt eines Dichterkreises, veröffentlicht 1774 seine Deutsche Gelehrtenrepublik, in der er die Befreiung der Dichter vom Zwang zum Broterwerb fordert, und bleibt, von einigen Reisen abgesehen, bis zu seinem Tod im Jahr 1803 in der Hansestadt.

Mit seinem zwischen 1748 und 1773 veröffentlichten und zeitlebens überarbeiteten Heldengedicht Der Messias knüpft Klopstock an die antike Form des Epos an und stellt in zwanzig Gesängen und knapp 20 000 Versen Passion und Auferstehung Christi dar. Den Inhalt des Messias prägen jedoch weniger epische Schilderungen von Begebenheiten als vielmehr religiös-ekstatische, von der Tradition des Pietismus geprägte Verkündigungen der christlichen Botschaft: "Sing, unsterbliche Seele, der sündigen Menschen Erlösung" (I, 1). Der Messias wurde wegen seiner Unanschaulichkeit schon von Zeitgenossen kritisiert; dem Erfolg des Buches tat das aber zunächst keinen Abbruch: Es wurde als religiöses Erbauungsbuch gelesen und übte auf zeitgenössische Dichter wegen seiner formalen und sprachlichen Gestaltung einen großen Einfluß aus. Klopstock lehnt sich an das epische Versmaß des Hexameters an, handhabt es jedoch frei. Den hohen Ton des Hexameters kombiniert er mit einer syntaktisch komplexen Rhetorik der Innerlichkeit und des Gefühls, um eine suggestive Wirkung zu erzielen: Das Lesen, vor allem aber das Hören des Messias sollte einem Erweckungserlebnis gleichen.

Ähnlich wie im Messias besinnt sich Klopstock auch in seinem lyrischen Werk auf die antike Formtradition. Bereits 1748 beginnt er in Zeitschriften Oden zu publizieren. In Buchform erscheint seine Lyrik aber erst 1771: Hier gliedert er die Gedichte der letzten 23 Jahre in drei Teile. Am Anfang stehen religiöse Hymnen, deren berühmteste das 1759 entstandene Gedicht Das Landleben (überarbeitet unter dem Titel Die Frühlingsfeier) ist, auf das sich Goethe im Werther bezieht. Für die komplizierte Form der antiken Hymne findet Klopstock eine kongeniale Entsprechung: Er verfaßt seine Hymnen in freien Rhythmen, die nicht metrisch, wohl aber im Ton hymnisch sind. Im zweiten Teil des Odenbuches stehen die früheren Freundschafts- und Liebesoden wie Der Zürchersee (1750), ein Dokument des empfindsamen Freundschaftskultes, und das Liebesgedicht An Fanny (1748), in dem der Dichter voller Todessehnsucht auf die Geliebte blickt, die seine Gefühle nicht erwidert. In seinen Oden folgt Klopstock dem antiken metrischen Schema, entwirft aber auch selbst neue Odenmaße. Dabei gelingt es ihm, Form und Inhalt zu einem lebendigen Ganzen zusammenzufügen. Die vaterländischen Gesänge im dritten Teil zeigen Klopstock als freiheitlich gesinnten Nationaldichter (Mein Vaterland, 1768). Vom politischen Interesse Klopstocks zeugen auch seine späteren Gedichte: Als einer von wenigen deutschen Dichter bekannte er sich begeistert zu den Idealen der Französischen Revolution: "Frankreich schuf sich frei. Des Jahrhunderts edelste Tat hub da sich zu dem Olympus empor!" (Kennet euch selbst, 1789).

Klopstock hat die deutsche Dichtersprache erneuert und erweitert, indem er die antike Tradition produktiv machte. In der folgenden Dichtergeneration übernahm der junge Goethe u.a. in seinem Prometheus-Gedicht Klopstocks hymnische Form der freien Rhythmen. Mit seinen Oden wurde er zum Vorbild der Dichter des Göttinger Hainbundes; am nachhaltigsten jedoch war Klopstocks Einfluß auf die Oden und Hymnen Friedrich Hölderlins.

©TvH

Quelle

  • Friedrich Gottlieb Klopstock: Der Messias. Ein Heldengedicht, in: Ausgewählte Werke, hg. v. K. A. Schleiden, Bd. 1. Wiesbaden o. J., S. 195-770.

Wichtige Schriften

  • Der Messias. Ein Heldengedicht (1748: 1.-3. Gesang; 1780: 1.-20. Gesang)
  • Oden (1771)
  • Die Deutsche Gelehrtenrepublik. Ihre Einrichtung, ihre Geseze, Geschichte des lezten Landtags (1774)

Sekundärliteratur

  • G. Kaiser: Klopstock. Religion und Dichtung, 2. Aufl., Kronberg im Taunus 1975.
  • K. L. Schneider: Klopstock und die Erneuerung der deutschen Dichtersprache im 18. Jahrhundert, Heidelberg 1960.
  • H. Zimmermann: Freiheit und Geschichte. Friedrich Gottlieb Klopstock als historischer Dichter und Denker, Heidelberg 1987.