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Parabeltheater

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Die Bezeichnung Parabeltheater geht auf die Charakterisierung einiger Stücke Bertolt Brechts zurück (z. B. Der gute Mensch von Sezuan, Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui), deren Handlung als Parabel konzipiert ist. Die Stücke sind nicht durch den konkret dargestellten 'Fall' von Bedeutung, sondern werden zu vereinfachten Beispielen für die Zusammenhänge von Macht und Moral, Gewalt und Güte, Massenwahn und individueller Verantwortung. Bekannte parabolische Stücke der Nachkriegsdramatik sind Andorra (1961) von Max Frisch und Die Physiker (1962) von Dürrenmatt. In Andorra geht es um die Entwicklung eines fiktiven Modellstaates zum Antisemitismus und die allgemeinmenschliche Frage: Wie ist so etwas möglich? Frisch fragt nicht: Wie ist dieser spezifische Antisemitismus möglich? In Die Physiker dreht sich dann alles um die Frage der Selbstverantwortung des Individuums. Was macht ein Physiker, ein Naturwissenschaftler mit seinem Wissen, wenn er weiß, daß er mit der Preisgabe dieses Wissens die menschliche Selbstzerstörung ermöglicht? Wird er schuldig, wenn auf der Grundlage seiner Forschungen eine Bombe (o.ä.) hergestellt wird, die Millionen von Menschen tötet (töten kann)? Geht es in diesem konkreten Fall um die Kernphysik, steht das Stück jedoch beispielhaft – in Form einer Parabel – für ein grundsätzliches Problem moderner Wissenschaften: für Wissenschaftsethik.

©rein

Sekundärliteratur

  • W. Brettschneider: Die moderne deutsche Parabel, Berlin 1971.
  • H. Geiger: Parabeltheater. Frisch und Dürrenmatt, in: E. Schütz / J. Vogt u.a.: Einführung in die deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts. Bd. 3: Bundesrepublik und DDR, Opladen 1980, S. 140-152.