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Ingeborg Bachmann

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* 25.06.1926, Klagenfurt
† 17.10.1973, Rom

Lyrikerin, Erzählerin und Hörspielautorin

Nach dem Schulabschluß 1944 und einem Jahr an einer NS-Lehrerbildungsanstalt konnte Ingeborg Bachmann 1945 mit dem Studium von Germanistik und Philosophie beginnen, das sie 1950 in Wien mit einer Dissertation über Martin Heideggers Philosophie abschloß. Zur gleichen Zeit bewegte sie sich in der Wiener Literaturszene und hatte erste literarische Arbeiten veröffentlicht. Bereits 1948 war sie dem Dichter Paul Celan begegnet, der auf dem Weg nach Paris war: "Ich habe ihn mehr geliebt als mein Leben." Seit 1951 arbeitet sie als Rundfunkredakteurin; 1952 liest sie (wie Celan und Ilse Aichinger) auf einer Tagung der Gruppe 47; im Jahr darauf erhielt sie den Preis der Gruppe und lebt künftig als freie Schriftstellerin.

Obgleich sie Essays über Ludwig Wittgenstein und Robert Musil publiziert und auch Hörspiele verfasst, wird zunächst vor allem ihre Lyrik wahrgenommen - und zwar auf eine Art, die sie selbst als verharmlosend empfindet. Bereits ihr erster Gedichtband Die gestundete Zeit (1953) hatte das Verhältnis von Mensch und Natur problematisiert und war thematisch von den kollektiven Ängsten der Zeit (insbesondere vor einem erneuten Atomkrieg) geprägt. Ähnlich wie Günter Eich und andere Generationsgenossen proklamiert sie die 'nonkonformistischen' Tugenden der Verweigerung und der "Flucht von den Fahnen". Auch in den Erzählungen des Bandes Das dreißigste Jahr (1961) wird eine politische Tiefendimension deutlich; das Nachleben des Faschismus - gerade auch in der selbsterlebten österreichischen Ausprägung - ist für Bachmann ebenso ein Dauerthema wie für ihre deutschen Kollegen aus der Gruppe 47, etwa Heinrich Böll oder Günter Grass.

Im Alter von dreiunddreißig Jahren nutzt Ingeborg Bachmann 1959/60 die Gelegenheit der Frankfurter Poetik-Vorlesung zu einem kritischen Rückblick auf die ersten Erfolge; zugleich plädiert sie kenntnisreich für die Wiederaneignung der europäischen Moderne; 1964 hält sie eine engagierte Dankrede für den Georg-Büchner-Preis. Dennoch markieren die frühen sechziger Jahre eine Schaffenskrise; eine spannungsvolle Beziehung zu Max Frisch zerbricht 1962 danach lebt Bachmann in Berlin und Rom. 1968 wird sie mit dem Großen Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet.

1971 erschien der Roman Malina, Teil des unvollendeten Romanzyklus Todesarten, der die Unterdrückung und Ausbeutung der gesellschaftlich Schwachen dokumentieren und besonders auch spezifisch weibliche Wahrnehmungsweisen und Leidens-Erfahrungen thematisieren sollte. Vor allem dieser Aspekt, der in Malina thematisch zentral und strukturbestimmend ist, hat das von der Kritik zunächst mit Unverständnis bewertete Buch zum Bestseller und zu einem Zentraltext der feministischen Literatur werden lassen. Ingeborg Bachmann, die 1973 an den Folgen eines Brandunfalls verstirbt, gilt heute zweifellos als die wichtigste deutschsprachige Autorin der Nachkriegszeit.

Wichtige Schriften

  • C. Koschel (Hg.): Werke, 4 Bände, München u.a. 1978.
  • I. Bachmann: "Todesarten"-Projekt. Kritische Ausgabe, 4 Bände, München u.a. 1995.

Sekundärliteratur

  • K. Bartsch: Ingeborg Bachmann, Stuttgart u.a. 1997.
  • H. Höller: Ingeborg Bachmann, Reinbek bei Hamburg 1999.
  • S. Weigel: Ingeborg Bachmann. Hinterlassenschaft unter Wahrung des Briefgeheimnisses, Wien 1999.