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Joachim Du Bellay

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* 1522 Chateau de la Tumelière/Anjou
† 01.01.1560 Paris

französischer Lyriker und Poetiker

Du Bellay stammte aus einer adligen Familie von Rang und politischem Einfluss und strebte selbst eine diplomatische Karriere an. Doch wandte er sich nach dem Studium der Rechte der klassisch-humanistischen Bildung zu. Mit seinem Freund Pierre de Ronsard begründete er die Dichterschule der Pleíade (das "Siebengestirn" der griechischen Mythologie). Gemeinsames Ziel war eine Aufwertung und Weiterentwicklung der französischen Dichtung in Nachahmung antiker Vorbilder sowie in produktiver Aufnahme von Poetik und dichterischer Praxis der italienischen Renaissance (Pietro Bembo; Dante, Boccaccio und vor allem Petrarca). Für diese Bewegung schrieb Du Bellay gewissermaßen das Programm, das nicht nur die eigenen Vorstellungen umriss, sondern auch gegen einheimische Konkurrenten polemisierte: Défense et illustration de la langue francaise (1549). Es geht also darum, den Eigenwert und ästhetischen Rang der französischen Volkssprache gegenüber dem Lateinischen zu verteidigen und sie zugleich zu "illustrieren", d.h. zu bereichern - und zwar in Hinsicht auf den Wortschatz (Archaismen, Dialektausdrücke, Fachbegriffe), den poetischen Stil (Grammatik, Rhetorik, Metrik) und die verwendeten Gedichtformen (antike Formen wie Ode und Epigramm, aber auch das italienische Sonett). Du Bellays Schrift ist nicht die erste, aber - in Verbindung mit seiner eigenen und Ronsards Lyrik - die wirkungsstärkste muttersprachliche Poetik, und dies nicht nur in Frankreich. Natürlich hat auch Martin Opitz sie gekannt und (siebzig Jahre später) mit seinem Buch von der deutschen Poeterey (1624) ein deutsches Pendant geschaffen.

Von Du Bellays eigenen Dichtungen sind zwei Gedichtzyklen bemerkenswert: Der erste, Ruinen des antiken Rom (Antiquités de Rome, 1558; entstanden 1553) schöpft intensiv aus antiken Quellen (Horaz, Vergil) und klagt über den Verfall historischer Größe. Nachdem sein eigener Aufenthalt in der ewigen Stadt, wo ein Vetter als Kardinal residierte, ihm selbst keine Aufstiegsperspektiven gebracht hatte, kehrte Du Bellay nach Frankreich zurück. Ein zweiter Sonett-Zyklus mit dem Titel Klagen (Les regrets, 1558) resümiert eigene Enttäuschungen im "Exil" und zeichnet sich durch eine sehr viel persönlichere Färbung aus, als sie (auch nach Du Bellays eigener Poetik) damals üblich war. Auch wenn der Sonettist Du Bellay stets im Schatten seines Freundes Ronsard blieb, wurde die Leichtigkeit und Eleganz seines Versbaus doch allgemein bewundert.

© JZ

Wichtige Schriften

  • Verteidigung und Bereicherung der französischen Sprache (1549)
  • Ruinen des antiken Rom (1558)
  • Klagen (1558)

Sekundärliteratur

  • K. Ley: Neuplatonische Poetik und nationale Wirklichkeit, Heidelberg 1975.
  • V.-L. Saulnier: Du Bellay, l'homme et l'œuvre, Paris 1951.
  • H.W. Wittschier: Du Bellay, in: A. Buck (Hg.): Dichtungslehren der Romania aus der Zeit der Renaissance und des Barock, Frankfurt/M. 1972, S.17-63.