Startseite Index

Distichon

Achtung, öffnet in einem neuen Fenster. PDFDruckenE-Mail

griech. dis: doppelt; stichos: Vers

Das Distichon ist ein Doppelvers, der aus einem Hexameter und einem Pentameter besteht. Friedrich Schiller verfaßte ein Distichon mit dem Titel Distichon, das zugleich als Merkvers gelten kann:

Im Hexameter steigt des Springquells flüssige Säule,
Im Pentameter drauf fällt sie melodisch herab.

- u - u u - / u - u - u u - u
- u - u u - / - u u - u u -

(u = unbetonte Silbe;  -  = betonte Silbe)

Es gibt zwei Gedichtformen, die durch das Distichon gekennzeichnet sind: das Epigramm und die Elegie. Während das Epigramm, das oft nur aus einem einzigen Distichon besteht, sich den verschiedenen Charakter von Hexameter und Pentameter für eine komprimierte anspielungsreiche Kurzaussage zunutze macht (z.B. Goethes und Schillers Xenien), ist die Elegie meist ein längeres Gedicht. Berühmt sind die Elegien Hölderlins, beispielsweise der Beginn des Gedichtes Menons Klagen um Diotima:

Täglich geh ich heraus, und such ein Anderes immer,
Habe längst sie befragt, alle die Pfade des Lands;
Droben die kühlenden Höhn, die Schatten alle besuch ich,
Und die Quellen; hinauf irret der Geist und hinab

- u - u u - / u - u - u u - u
- u - u u - / - u u - u u -
- u u - u u - / u - u - u u - u
- u - u u - / - u u - u u -

©TvH

Quelle

  • Friedrich Schiller: Das Distichon, in: Werke. Nationalausgabe, hg. v. Julius Petersen u.a. Weimar 1943 ff., Bd. 2.1, S. 324.
  • Friedrich Hölderlin: Menons Klage an Diotima, in: ders.: Gedichte, hg. v. Jochen Schmidt, Frankfurt/M. 1984, S. 102.

Sekundärliteratur

  • F. Beißner: Geschichte der deutschen Elegie, Berlin 1965.