Kommentar, journalistischer

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Anders als der philologische Kommentar, der biographische Entstehungsbedingungen, sprachliche Besonderheiten und die Überlieferungsgeschichte eines literarischen Textes zum Zweck der Interpretation erläutert, ist der journalistische Kommentar eine klar meinungsäußernde Darstellungsform. Er steht damit im Gegensatz zu den rein informativen journalistischen Genres wie der Nachricht und dem Bericht. In der Regel steht er an prominenter Stelle im Blatt, das heißt auf der ersten Zeitungsseite oder der ersten Seite des jeweiligen Ressorts. Aus dem Kommentar läßt sich die (vor allem politische) Haltung einer Zeitung ablesen. Deswegen wird er meist von leitenden Redakteuren verfaßt. Der sogenannte Leitartikel ist eine Form des Kommentars. (Siehe auch Kolumne.)

Kommentiert werden die als besonders wichtig angesehenen ‚hard news' des Tages. Wenn diese Fakten nicht allgemein bekannt sind oder nicht in unmittelbarer Nähe auf der selben Seite stehen, müssen sie geschickt in den Kommentartext eingeflochten werden.

Je nach der Verteilung von reiner Meinungsäußerung und sachlicher Argumentation lassen sich verschiedene Typen von Kommentaren unterscheiden (die in der Literatur allerdings unterschiedlich bezeichnet werden). Der Geradeaus-Kommentar (auch Kurzkommentar oder Pamphlet-Kommentar) hält sich nicht mit der Argumentation auf, sondern drückt tadelnd oder lobend in zugespitzter Form eine Meinung aus. Der Pro-und-Contra-Kommentar erörtert die Vielschichtigkeit des Problems, erschöpft sich darin aber nicht, sondern bietet eine Schlußfolgerung an. Der Argumentations-Kommentar (oder Einerseits-Anderseits-Kommentar) erörtert das Für und Wider, setzt sich mit verschiedenen Standpunkten auseinander, ohne unbedingt zu einem Ergebnis zu gelangen.

Generell sollte ein Kommentar nicht in der Analyse der Fakten steckenbleiben, sondern sein argumentatives Ziel nie aus den Augen verlieren. Schließlich geht es darum, den Leser von der eigenen Meinung zu überzeugen. Ähnliches gilt für die Glosse.

© SR

Sekundärliteratur