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Das hebräische Wort tora (auch: thora) bedeutet 'Unterweisung', 'Lehre', 'Führung', 'Gesetz', und dient in der jüdischen Tradition als Bezeichnung für die fünf Bücher des Moses (gr. pentateuch, 'fünfteiliges Buch') die als "Gesetz Gottes" den Kern des jüdischen Glaubens ausmachen. Die Lesung aus der Torarolle, die im geschmückten Toraschrein aufbewahrt wird, ist Kernstück jedes jüdischen Gottesdienstes.

Diese fünf ersten Bücher der jüdischen wie auch der christlichen Bibel bilden einen erzählerischen Zusammenhang von der Erschaffung der Welt bis zum Tod des Moses, sind aber auch deutlich voneinander abgegrenzt, worauf ihre üblich gewordenen (ans Griechische angelehnten) Bezeichnungen deuten: Genesis 'Ursprung', Exodus 'Auszug', Leviticus 'das levitische Gesetz', Deuteronomium 'das zweite Gesetz'. Das erste Buch enthält die Schöpfungsgeschichte und die 'Vätergeschichte', die vom Bunde Gottes (des Jhwh, Jehova) mit dem auserwählten jüdischen Volke berichtet. Das zweite Buch ist um den Auszug aus der ägyptischen Gefangenschaft unter Führung von Moses zentriert und enthält u.a. den Dekalog (Zehn Gebote). Das Buch Leviticus sammelt die kultischen Gesetze, also detaillierte Vorschriften für Gottesdienst und Lebenspraxis (u.a. Reinheits- und Speisegebote). Das Buch Numeri ist aus erzählerischen (Weg ins verheißene Land) und kultgesetzlichen Elementen gemischt, das Deuteronomium als visionäre Rede des Moses vor seinem Tode gestaltet, in der er seinem Volk den Einzug ins verheißene Land verkündet.

Die fünf Bücher der Tora sind entstehungsgeschichtlich der älteste und wichtigste Teil des so genannten Tanach, der heiligen Schrift der Juden (im christlichen Sprachgebrauch: Altes Testament). Sie werden ergänzt von den 22 Büchern der Propheten (Jesaja u.a.) und den 13 Büchern der Schriften (Psalmen u.a.), die jedoch nicht die gleiche fundamentale Bedeutung für den Gottesdienst haben wie die Bücher des Gesetzes. Man geht davon aus, dass diese Kanonbildung um 100 n. Chr. endgültig abgeschlossen und allgemein akzeptiert ist.

In der Auslegung der Tora als Wort Gottes hat das Judentum eine eigene Tradition und Gelehrsamkeit entwickelt, die wesentlich älter ist als die theologische Hermeneutik des Christentums und neben dieser fortbesteht. Ihr Hauptwerk ist der Talmud (Studium, Belehrung, Lehre), ein aus mündlicher Auslegungspraxis entstandenes, für den kultischen Gebrauch niedergeschriebenes und thematisch geordnetes Sammelwerk von Ergänzungen und Kommentaren, von dem eine ältere palästinensische und eine jüngere babylonische Fassung überliefert ist.

Eine moderne Übersetzung der Tora ins Deutsche, die aber in Abgrenzung von der Tradition Luthers den hebräischen Sprachduktus spürbar machen will, stammt von den jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber und Franz Rosenzweig: Die fünf Bücher der Weisung.

©JV

Quelle

  • Die fünf Bücher der Weisung. Verdeutscht von Martin Buber gemeinsam mit Franz Rosenzweig, 10. Aufl. Heidelberg 1981.

Sekundärliteratur

  • R. Rendtorff: Das Alte Testament. Eine Einführung, 5. Aufl. Neukirchen-Vluyn 1995.
  • E. Zenger u.a.: Einleitung in das Alte Testament. 3. Aufl. Stuttgart u.a. 1995.