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Barock

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evt. von portug. perola barocca: schiefe, unregelmäßige Perle

In der bildenden Kunst wurde die Bezeichnung Barock lange im abwertenden Sinn als Stilbegriff für Werke gebraucht, die sich den harmonisch-idealen, antikisierenden Formen der Renaissance verweigerten, so etwa die opulenten Bilder des flämischen Malers Peter Paul Rubens oder die ausladenden Skulpturen Giovanni Lorenzo Berninis. Auf die Literatur übertragen wurde der Barockbegriff zur Bezeichnung der Epoche zwischen Reformation und Humanismus einerseits und der beginnenden Aufklärung andererseits, also des 17. Jahrhunderts. Während diese Epoche in Spanien zur Blütezeit der Literatur schlechthin, dem siglo d’oro (goldenen Jahrhundert) avancierte (Cervantes, Calderon, Lope de Vega) und sich in Frankreich unter dem strengen Regiment Ludwig XIV. der französische Klassizismus (Corneille, Racine, Molière) als normsetzender Epochenstil herausbildete, ist die Barockepoche in Deutschland eine facettenreiche, in sich widersprüchliche Zeit, geprägt von Religiosität, Gelehrsamkeit, Glaubenskriegen und auch von Versuchen, Anschluß an die internationale literarische Entwicklung zu gewinnen.

Martin Opitz fordert in seinem Buch von der Deutschen Poeterey eine Neubegründung der deutschen Verssprache, die in der Lyrik zu einer produktiven Auseinandersetzung mit traditionellen (antiken, italienischen, französischen) Formen unter Berücksichtigung der Eigenheiten der deutschen Sprache führt – wie sie dann von Gryphius und anderen realisiert wird. Während in der Prosa vor allem zwei Formen, der höfische Roman und der Pikaro- oder Schelmenroman (Grimmelshausen: Simplicissimus) vorherrschen, ist das deutsche Barockdrama durch die Vielfalt der Theaterformen gekennzeichnet: protestantisches Schultheater steht neben katholischem Ordensdrama, Hoftheater neben Festspielen, es gibt professionelle Wanderbühnen und Laienspiele. Die Trauerspiele Gryphius‘ und Lohensteins, geschrieben für das Schultheater und zweifellos Höhepunkte des barocken Dramas, können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß Deutschland an der Blüte des europäischen Theaters im 17. Jahrhundert nur geringen Anteil hatte.

©TvH

Sekundärliteratur

  • G. Hoffmeister: Deutsche und europäische Barockliteratur, Stuttgart 1987.
  • A. Meier (Hg.): Die Literatur des 17. Jahrhunderts (= Hansers Sozialgeschichte der deutschen Literatur, Bd. 2), München 1999.
  • M. Szyrocki: Die deutsche Literatur des Barock, Stuttgart 1997.