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* 30.11.1835 Florida/ Missouri
† 21.04.1910 Redding/ Connecticut

Journalist, Vortragskünstler, Schriftsteller, Verleger

Mit Henry James gehört Mark Twain zu den Hauptvertretern des Realismus in der nordamerikanischen Erzählliteratur, die sich seit dem Bürgerkrieg entwickelt hatte. Schon in seinen frühen reiseliterarischen und jounalistischen Schriften (Durch Dick und Dünn, 1872; später Leben auf dem Mississippi, 1890) dann vor allem in den Kurzgeschichten der Sammlung Der berühmte Springfrosch aus der Grafschaft Calaveras und andere Geschichten (1867) erprobt er die Mittel der Satire an regionalen und realistischen Themen. Mit Vorliebe kontrastierte er stilistisch gehobene mit umgangssprachlichen oder dialektalen Redeweisen und entwickelt seinen noch von Ernest Hemingway als Vorbild betrachteten knappen und präzisen Prosastil.

Auch in seinen Romanen zeigt er sich als literarischer Experimentator; er ironisiert und parodiert gängige Themen und Motive (Ein Yankee aus Connecticut am Hofe König Arthurs;1889), konzentriert sich auf oftmals komische oder auch rührende Episoden und Details und entwirft neue literarische Muster. So etabliert er mit Tom Sawyers Abenteuer (1876), einem Roman der erinnerten Kindheit, den folgenreichen Typus des good bad boy mit seinen abenteuerlichen Ausbruchsversuchen aus der reglementierten Dorfgesellschaft und am Ende doch mit der Anpassung an die Normen seiner weißen Herkunftschicht. Die Fortsetzung Huckleberry Finns Abenteuer (1884) fokussiert dann ganz auf den jugendlichen Außenseiter Huck Finn, der als Erzähler in der Ich-Form von seinen Irrfahrten auf dem Mississippi berichtet, die er gemeinsam mit dem entlaufenen Sklaven Jim unternimmt. In seiner eigenwilligen, von Slang durchsetzten komischen Erzählweise entsteht ein breites Sozialpanorama der amerikanischen Südstaaten der Vorbürgerkriegszeit (des "alten Südens", von dem die Figuren William Faulkners nur noch nostalgisch träumen) - in dem aber, wenn man Mark Twain glaubt, Gaunerei, Menschenjagd und Lynchjustiz an der Tagesordnung sind.

Wie sein Vorgänger erwies sich auch dieser Roman nicht nur als nachahmenswertes Modell für realistische Jugendbücher, sondern avancierte zu einem Schlüsselwerk der amerikanischen Erzählliteratur und einem Klassiker der Weltliteratur.

©HeK

Wichtige Schriften

  • Mark Twain: Gesammelte Werke in 5 Bänden. Hg. v. K. J. Popp, München 1965-1967 (Nachdruck 1985).

Sekundärliteratur

  • Th. Ayck: Mark Twain, Reinbek 1986.
  • S. Becker: "I have no love for children's literature" Mark Twains "Tom Sawyer" und "Huckleberry Finn", in: B. Hurrelmann (Hg.): Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur, Frankfurt/M. 1995, S. 319-338.