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Die 'auktoriale Erzählsituation' ist in erster Linie durch einen "allwissenden" Erzähler gekennzeichnet. In ihr dominiert die 'Außenperspektive', das berichtende Erzählen einer 'Erzählerfigur' (das in der englischsprachigen Erzählforschung auch als 'telling' bezeichnet wird) und die Er- oder Sie-Erzählung, in der ein Erzähler bekanntlich außerhalb des Universums seiner Figuren steht. In diesem Fall spricht man von der 'epischen Distanz', über die der Erzähler zu seiner Geschichte verfügt. Diese fast "göttlich" anmutende Übersicht kann er nutzen, um ohne Einschränkungen die Schauplätze seiner Geschichte zu wechseln oder die chronologische Abfolge der erzählten Ereignisse zu verändern, gewissermaßen zwischen den Zeiten "hin- und herzuspringen" (vgl. Rückwendungen und Vorausdeutungen). Er verfügt aber nicht nur souverän über Zeit und Raum, er kann auch die Worte, Gedanken und Gefühle seiner Figuren nach Belieben ausbreiten, zusammenfassen oder verschweigen. Dieser auktoriale Erzähler ist es, der dem Leser nahezu als "Person" entgegentritt, ihn anspricht und über sich selbst und sein Erzählen reflektieren kann. In der Regel spart er nicht mit Wertungen oder Urteilen und gelegentlich macht er auch von seiner Möglichkeit Gebrauch, die Figuren oder ihre Ansichten ironisch zu kommentieren. Daher ist ihm eine Tendenz zu humoristischem Erzählen eigen.

Die auktoriale Erzählsituation herrscht vor allem im Roman des 17. und 18. Jahrhunderts vor.

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Sekundärliteratur