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Hypertext

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Für das noch recht junge Feld computergenerierter bzw. -gestützter Texte existiert eine ganze Reihe von oftmals synonym verwendeter Begriffe, die im Folgenden jedoch klarer abgegrenzt werden sollten. Hypertext bezieht sich auf die delineare, multimediale und interaktive Struktur von Texten, die am Computer gelesen werden. Als Hyperfiction werden jene Hypertexte bezeichnet, die die Möglichkeiten der hypertextuellen Ver"linkung" und Verschachtelung zu ästhetisch-fiktionalen Zwecken verwenden. Digitale Literatur bezieht sich allgemein auf ästhetisch-fiktionale Texte, die für CD-Rom oder fürs Internet produziert werden; jene Texte, die ohne Nutzung der Hypertextstruktur unverändert der Buchform gegenüber 1:1 ins Netz gestellt werden, kann man als Literatur im Netz bezeichnen. Hier wäre beispielsweise an das Projekt Gutenberg (http://gutenberg.spiegel.de) zu denken; dabei handelt es sich um die größte und bekannteste Sammlung deutschsprachiger literarischer Texte mit über 250.000 Seiten (Stand: Dezember 2002), in der die Texte aber, abgesehen von den üblichen Benutzerfunktionen (Volltextsuche oder Download) nicht hypertextuell aufbereitet werden. Demgegenüber bezeichnet der Ausdruck Netzliteratur diejenige Literatur, die sich erst im Zuge der Digitalisierung entwickelt hat und im Internet zu finden ist, wo sie publiziert, gelesen und manchmal auch fortgeschrieben werden kann.

Ein Hypertext im engeren Sinn ist eine Textform mit einer nicht-linearen und meist auch multimedialen Struktur. Es handelt sich streng genommen nicht mehr um einen Text, sondern um ein Netz oder Gewebe von Einzeltexten, die aber erst in digitaler Form, also auf Diskette, CD-Rom oder auf einer Website im Internet, dem Leser eine größtmögliche Freiheit versprechen. Der Begriff wurde 1965 von Ted Nelson geprägt Als Vorläufer des digitalen Hypertextes ist die Enzyklopädie anzusehen; hier sind oftmals die einzelnen Lemmata (Stichwörter) durch Verweise miteinander verbunden. Nur muss sich der Leser hier noch auf recht mühsame Weise von Eintrag zu Eintrag weiterarbeiten. Auch ein wissenschaftlicher Text mit einem Anmerkungsapparat ist strenggenommen ein Hypertext, wenn auch die Linearität hier nicht aufgebrochen wird.

Unter dem Aspekt der Informationsfülle und der Benutzerfreundlichkeit sind die digitalen Hypertexte ihren gedruckten Vorläufern notwendigerweise überlegen. Der digitale Hypertext macht es möglich, dass man über eine Gelenkstelle, einen Querverweis (engl. link) von einer Textstelle zur anderen springen kann und damit nicht mehr an die geradlinige Struktur, wie man sie in anderen Medien wie Büchern, Filmen und natürlich auch in der gesprochenen Sprache findet, überwindet. Das hier vorliegende Projekt Einladung zur Literaturwissenschaft macht sich die Möglichkeiten hypertextueller Strukturen zunutze und bietet dem Leser zum Selbststudium kürzere (und damit im Web besser lesbare) Texte an, die jeweils über Links miteinander verbunden sind. Wer beispielsweise im Inhaltsverzeichnis das Stichwort Roman anklickt, erhält dort eine Einführung ins Thema, kann sich von dort weiterklicken zu anderen Themen, die ihn interessieren (in diesem Fall z.B. Epos, oder Briefroman, oder Miguel de Cervantes, oder metafiction).

Zeit- und Ortsunabhängigkeit sind die großen Vorteile der Informationsbeschaffung und Kommunikation im Internet. Aber die Hypertextualität einer Webseite ist die Voraussetzung dafür, dass jeder Nutzer individuell und selbstständig über die Informationsangebote verfügen kann. Mittlerweile finden Studierende und Dozenten des Faches Germanistik im Internet unzählige Portale und Bildungsserver, die nicht nur Fachinformationen, sondern auch Foren zur Kommunikation und Kooperation bieten. Lehrkräfte und Lehramtstudenten des Faches Deutsch finden beispielsweise auf den Webseiten der bundesweiten Initiative Schulen ans Netz e. V. (http://www.schulen-ans-netz.de/) kostenlose Unterrichtseinheiten für den Einsatz neuer Medien im Unterricht, virtuelle Lernumgebungen und Online-Kurse.

© DF

Sekundärliteratur

  • M. Koschorrek / F. Suppanz: Geisteswissenschaften studieren mit dem Computer, Stuttgart 2003.
  • G.P. Landow: Hypertext. The Convergence of Contemporary Critical Theory and Technology, Baltimore u.a. 1992.
  • S. Porombka: Hypertext. Zur Kritik eines digitalen Mythos, München 2001.