Startseite Inhalt

Asklepiadeische Odenstrophe

Achtung, öffnet in einem neuen Fenster. PDFDruckenE-Mail

Nach dem um 270 v. Chr. lebenden griechischen Dichter Asklepiades ist die asklepiadeische Odenstrophe benannt. Beispielhaft für diese Odenstrophenform ist Klopstocks Gedicht Der Zürchersee (S. 53):

Schön ist, Mutter Natur, deiner Erfindung Pracht
Auf die Fluren verstreut, schöner ein froh Gesicht,
Das den großen Gedanken
Deiner Schöpfung noch einmal denkt.

Das zugrundeliegende Schema der asklepiadeischen Odenstrophe sieht so aus:

- u - u u - / - u u - u -
- u - u u - / - u u - u -
- u - u u - u
- u - u u - u -

(u = unbetonte Silbe;  -  = betonte Silbe)

Alle vier Verse beginnen auftaktlos: dem trochäischen Versfuß folgt jeweils ein Daktylus und eine zusätzliche Hebung. In den ersten beiden Versen folgt an dieser Stelle eine Zäsur, die in Klopstocks Zürchersee nach den Worten "Natur" und "verstreut" deutlich spürbar ist. Die zweite Hälfte der ersten beiden Verse ist ebenfalls metrisch gleich: an einen Daktylus schließt ein katalektischer, d.h. um eine Senkung verkürzter Trochäus an, so daß beide Verse betont enden. Die dritte Zeile ist der kürzeste Vers der asklepiadeischen Strophe: einem trochäischen Versfuß folgt ein Daktylus, dann endet der Vers wiederum mit einem trochäischen Versfuß. Der vierte und letzte Vers stimmt mit dem dritten bis auf eine zusätzliche Hebung am Versende vollkommen überein.

©TvH

Quelle

  • Friedrich Gottlieb Klopstock: Ausgewählte Werke, hg. v. Karl August Schleiden, Wiesbaden o.J.