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Terzine

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ital.: Dreizeiler, Dreireimer

Die von Dante (1265-1321) in der Divina Commedia entwickelte kunstvolle Strophenform der Terzine besteht im Unterschied zu den meisten anderen Strophenformen nicht aus vier, sondern aus drei Versen. Die Verse sind über die Strophengrenze mit einem fortlaufenden Reim verkettet: innerhalb einer Strophe reimen sich der erste und dritte Vers, während sich der zweite Vers erst mit dem ersten und dritten Vers der nächsten Strophe reimt: aba / bcb / cdc etc.

Die letzte dreizeilige Strophe eines aus Terzinen bestehenden Gedichtes wird um einen Vers verlängert, damit der überhängende Reim nicht reimlos bleibt: yzy z.

Das Versmaß einer Terzine ist in der italienischen Dichtung immer der Endescasillabo bzw. Elfsilbler, im Deutschen können die auftaktig fünfhebigen, alternierenden Verse sowohl zehnsilbig (mit betonter Endung) als auch elfsilbig (mit unbetonter Endung wie der Endescasillabo) sein.

In Goethes 1827 entstandenem Gedicht Im ernsten Beinhaus war’s bestehen alle Terzinen ausschließlich aus Elfsilblern. Hier die ersten beiden Terzinen (S. 684):

 

Im ernsten Beinhaus war’s wo ich beschaute (a)
Wie Schädel Schädeln angeordnet paßten; (b)
Die alte Zeit gedacht‘ ich, die ergraute. (a)
Sie stehn in Reih‘ geklemmt‘ die sonst sich haßten, (b)
Und derbe Knochen die sich tödlich schlugen (c)
Sie liegen kreuzweis, zahm allhier zu rasten. (b)

 

©TvH

Quelle

  • Johann Wolfgang Goethe: Gedichte 1800-1832, hg. v. Karl Eibl, Frankfurt/M. 1988.